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Nervus oculomotorius (III): Der Dirigent der Augenbewegungen

Der Nervus oculomotorius, auch bekannt als dritter Hirnnerv, spielt eine zentrale Rolle für die Steuerung unserer Augenbewegungen und der Pupillenreaktion. Ohne ihn wäre ein koordiniertes Sehen kaum möglich. Er sorgt dafür, dass wir Objekte fixieren, unsere Augen gezielt bewegen und Lichtveränderungen schnell anpassen können. Doch was genau macht dieser Nerv, und warum ist er so wichtig?

Was ist der Nervus oculomotorius?

Der Nervus oculomotorius ist einer der drei Hirnnerven, die die Beweglichkeit der Augen kontrollieren (gemeinsam mit dem Nervus trochlearis und dem Nervus abducens). Er entspringt aus dem Mittelhirn und verläuft durch komplexe anatomische Strukturen, bevor er in die Augenhöhle eintritt. Dort steuert er gezielt mehrere Muskeln, die Bewegungen des Augapfels und die Regulierung der Pupille ermöglichen.

Welche Funktionen übernimmt er?

Der Nervus oculomotorius beeinflusst eine Vielzahl von Augenmuskeln: den Musculus rectus superior (für das Anheben des Augapfels), den Musculus rectus inferior (für das Absenken des Auges), den Musculus rectus medialis (für die Einwärtsbewegung zur Nase) sowie den Musculus obliquus inferior (der das Auge anhebt und gleichzeitig dreht). Auch der Musculus levator palpebrae superioris, der das obere Augenlid hebt, wird von ihm kontrolliert.

 

Neben den Bewegungen ist der Nervus oculomotorius auch für die parasympathische Steuerung zuständig: Er beeinflusst den Musculus sphincter pupillae zur Verengung der Pupille und den Musculus ciliaris, der für die Akkommodation – das Scharfstellen auf nahe Objekte – verantwortlich ist.

Warum ist der Nervus oculomotorius so besonders?

Seine Besonderheit liegt in der Komplexität seiner Aufgaben. Er koordiniert nicht nur die Beweglichkeit des Auges in verschiedene Richtungen, sondern auch die Anpassung an Lichtveränderungen und die Scharfstellung beim Sehen in unterschiedlichen Entfernungen. Eine Störung dieses Nervs kann daher weitreichende Folgen für die Orientierung im Raum, das Gleichgewicht und die Alltagsaktivitäten haben. Auffälligkeiten wie eine einseitig geweitete Pupille oder ein herabhängendes Lid sind wichtige Warnzeichen und können auf neurologische Notfälle wie Aneurysmen oder erhöhten Hirndruck hinweisen.

Was passiert bei einer Schädigung?

Schädigungen des Nervus oculomotorius können viele Ursachen haben. Besonders gefährlich sind Aneurysmen an der Arteria communicans posterior.

 

Auch Traumen, diabetische Neuropathien oder Tumore können den Nerven beeinträchtigen. Typische Symptome einer Schädigung sind eine Ptosis (das Herabhängen des oberen Augenlids), eine Mydriasis (erweiterte Pupille) sowie Diplopie (Doppeltsehen), da das betroffene Auge nicht mehr synchron bewegt werden kann.

 

Besonders die Einschränkung der Auf- und Abwärtsbewegung sowie der Einwärtsbewegung zur Nase ist charakteristisch.

Wie kann die Physiotherapie unterstützen?

In der Physiotherapie konzentriert sich die Behandlung auf die Verbesserung der Funktion und die Kompensation entstandener Einschränkungen.

Ein gezieltes visuelles Training kann helfen, die Augenkoordination und die Fixationsfähigkeit zu verbessern. Auch das Gleichgewichts- und Koordinationstraining spielt eine große Rolle, da Patienten mit Sehstörungen oft Unsicherheiten in der Bewegung zeigen. Durch sensomotorisches Training wird die Verbindung zwischen Sehen und Bewegung geschult, um die Alltagskompetenz zu verbessern. Darüber hinaus erhalten Patientinnen und Patienten wertvolle Tipps zur Kompensation im Alltag, um trotz Einschränkung ihre Selbstständigkeit zu bewahren.



Der Nervus oculomotorius ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres visuellen Systems. Er steuert nicht nur die Präzision unserer Augenbewegungen, sondern ermöglicht auch lebenswichtige Reflexe wie die Anpassung der Pupille an Lichtverhältnisse und die Akkommodation. Schädigungen können gravierende Auswirkungen auf das Sehen, die Orientierung und die Lebensqualität haben, können aber durch frühe Diagnostik und gezielte therapeutische Maßnahmen teilweise kompensiert werden.