Der Nervus trigeminus, auch bekannt als fünfter Hirnnerv, ist einer der bedeutendsten Nerven im menschlichen Nervensystem. Er spielt eine zentrale Rolle für die Sensibilität des Gesichts sowie die Beweglichkeit der Kaumuskulatur. Ohne ihn wäre weder Fühlen noch Kauen möglich – und Schmerzen wie die einer Trigeminusneuralgie wären unbekannt.
Aufbau und Verlauf
Der Nervus trigeminus hat seinen Ursprung im Hirnstamm und verzweigt sich danach in drei Hauptäste:
- Nervus ophthalmicus (V1): Versorgt Stirn, Augenlid und Nase sensibel.
- Nervus maxillaris (V2): Versorgt die Wangenregion, Oberlippe, Nasenhöhle und obere Zähne.
- Nervus mandibularis (V3): Versorgt die Unterlippe, das Kinn, Teile des Ohrs sowie die Kaumuskulatur – dieser Ast enthält sowohl sensible als auch motorische Fasern.
Der Nervus trigeminus ist damit sowohl ein sensorischer als auch ein motorischer Nerv. Er nimmt Berührung, Schmerz, Temperatur und Druck im Gesicht wahr und steuert gleichzeitig die Bewegung der Kiefermuskeln beim Kauen.

Funktion und Bedeutung
Durch seine weite Verzweigung ist der Nervus trigeminus verantwortlich für fast alle sensiblen Empfindungen im Gesicht. Auch die Schleimhäute von Nase, Mund und Teilen des Rachens sowie die Zähne sind durch ihn innerviert. Sein motorischer Anteil sorgt dafür, dass wir beißen, kauen und sprechen können.
Ein funktionierender Nervus trigeminus ist essenziell für viele alltägliche Abläufe – vom Lächeln bis zum Genuss eines heißen Kaffees.
Trigeminusneuralgie: Wenn der Nerv zur Qual wird
Eine der bekanntesten Erkrankungen in Verbindung mit diesem Nerv ist die Trigeminusneuralgie. Dabei handelt es sich um blitzartig einschießende, extrem starke Gesichtsschmerzen, die oft durch harmlose Reize wie Sprechen, Zähneputzen oder Wind ausgelöst werden.
Ursachen können Druck durch Blutgefäße, Entzündungen oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose sein. Die Schmerzen sind meist einseitig und treten typischerweise im Bereich von V2 oder V3 auf.
Physiotherapie und der Nervus trigeminus
Auch wenn die primäre Behandlung der Trigeminusneuralgie oft medikamentös oder operativ erfolgt, kann die Physiotherapie in bestimmten Fällen begleitend helfen:
- Entspannungstechniken können helfen, die allgemeine Spannung im Kiefer- und Gesichtsbereich zu reduzieren.
- Manuelle Therapie kann bei myofaszialen Verspannungen und Fehlhaltungen im Kieferbereich unterstützen.
- Craniomandibuläre Therapie (CMD-Therapie) wird eingesetzt, wenn eine Fehlfunktion im Kiefergelenk besteht, die den Trigeminus irritieren könnte.
- Aufklärung und Beratung unterstützen Patient*innen im Umgang mit auslösenden Reizen und Alltagsanpassungen.
Der Nervus trigeminus ist einer der komplexesten und funktionell wichtigsten Nerven des Kopfes. Er verbindet Gefühl und Bewegung, Wahrnehmung und Reaktion. Erkrankungen wie die Trigeminusneuralgie zeigen, wie stark ein einziger Nerv das Wohlbefinden beeinflussen kann. Eine interdisziplinäre Betreuung und individuelle physiotherapeutische Begleitung können entscheidend zur Lebensqualität beitragen.
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